Das neue Schuljahr hat am 02.09.2020 angefangen. Trotz Covid-19 bleibt GiKaD mit den Schulen, den LehrerInnen und den Eltern in Verbindung, damit die Greenleaves Förderung reibungslos abläuft, denn das Stipedium unterstützt motivierte Kinder, die aus armen Verhältnissen kommen, um weiter zur Schule gehen zu können.

Der Artikel  Das Schulgeld (hier klicken, um zu dem Artikel zu gelangen) auf der vietnamesischen Online-Zeitung VnExpress vom 24.09.2020 greifte genau dieses Thema auf. Da der Artikel nur in der vietnamesischen Ausgabe verfügbar ist, hier die Übersetzung:

Dutzende Augen sahen mich wie einen Außerirdischen an, als ich mich letztes Jahr beim Elternabend weigerte, 100.000 VND als SMS-Gebühr zu zahlen.

Bei dem Elternabend meines Neffen letzte Woche, mit denselben Eltern wie im letzten Jahr, wagte ich nicht zu widersprechen, bereitete stillschweigend Geld für die Zahlung vor und machte mir Notizen, um später meiner Schwester darüber zu berichten. Sie hat vier Kinder, die noch zur Schule gehen. Da sich die Elternabende zu Beginn des Jahres auf einen oder zwei Tage konzentrieren, müssen meine Schwester, ihr Mann und wir, die Familienmitglieder, die Elternabend-Teilnahme der vier Kinder uns teilen. Ich ging zum Elternabend des dritten Kindes.

Mein Neffe besucht eine öffentliche Grundschule in der Stadt. Wie schon im letzten Jahr, erklärte die Klassenlehrerin die zu zahlenden Beiträge. Die Pflichtforderungen umfassen: Versicherung 504.000 VND; zwei Sets Uniformen, zwei Sets Sportkleidung, zwei Sets Kleidung für HalbtagsschülerInen, insgesamt 6 Sets zu einem Preis von 1,2 Millionen Dong. Die Schulbuchgebühr betrug 325.000 VN ; 12.000 VND pro Monat für Trinkwasser, also 144.000 VND für das ganze Jahr. Das Geld für das Toilettenpapier der Klasse betrug 200.000 VND pro Jahr, englische Bücher 80.000 VND. Die monatlich zu zahlenden Verbindlichkeiten umfassten Mahlzeiten und Kinderbetreuungszuschläge in Höhe 900.000 VND . Die Nachmittagskursgebühr ist 100.000 VND , der Aufschlag für Unterricht mit dem ausländischen Englischlehrer 200.000 VND. Die Kosten für Strom und den Fotokopien der Lernmaterialien wurden monatlich erhoben. Davon ausgenommen sind Beiträge für die Studienförderungsfonds, für den Naturkatastrophenpräventionsfond, für den Fond zur Unterstützung armer Menschen, für den Fond zur Unterstützung der Bevölkerung auf den Inseln, der Beitrag für das Versenden der Klausurergebnisse über Textnachrichten 100.000 VND .

Darüber hinaus wies sie auf eine Reihe von Gegenständen in der Schule hin, die abgenutzt waren und sofort repariert werden müssten, wie z.B. beschädigte Sanitärarmaturen, kaputte Treppengeländer und zerbrochene Glasfenster. Für die Instandsetzung müsste die Schule den Kostenvoranschlag an die zuständige Stelle vorlegen und auf die Genehmigung gemäß dem Haushaltsprozesses warten, was sehr zeitaufwändig ist. Deshalb "ruft die Schule die Sponsoren zur Unterstützung auf". Als die Eltern sahen, dass die Eisenstange an der Treppe seit Ende letzten Jahres durch eine scharfe Kante mit der Zeit zu einer gefährliche scharfe Spitze mutierte, erinnerten sie sich gegenseitig daran, zusätzlich 300.000 VND zu zahlen.

Der Klassenelternvertreter erklärte dann die Ausgaben für das vorangegangene Schuljahr: Installation von weiteren Deckenventilatoren im Klassenzimmer, Austausch alter Glühbirnen, um die Sehfähigkeit der Kinder nicht zu verschlechtern, Organisation von Mittherbst-, Neujahrsfeier, Feste ... Und dann schlug er vor, dass der Beitrag für das erste neue Schulhalbjahr des neuen Schuljahres mindestens 800.000 VND pro Kind betrüge. Insgesamt beträgt der Beitrag, der zu Beginn dieses Schuljahres für meinen Neffen zu zahlen ist, mehr als 4,8 Millionen VND .

Dies ist nur ein Teil des Betrags, den meine Schwester und Ihr Mann zu Beginn des Schuljahres für eines ihrer vier Kinder ausgeben müssten.

Letztes Jahr wurde ich "diskriminiert", als ich mich weigerte, 100.000 VND für das Empfangen der Textnachrichten zu zahlen. Denn, erstens ist dies eine optionale Gebühr, meine Schwester ist am Anfang des Schuljahres bereits mit anderen Beiträgen schwer belastet. Zweitens ist mein Neffe sehr sorgfältig beim Lernen, und die Textnachrichten beinhalten auch nur die Noten der Prüfungsklausuren und der Endergebnisse. Deshalb habe ich beschlossen, dieses Geld hierfür zu sparen.

Mit vier Schulkindern ist der zu Beginn des Schuljahres zu zahlende Betrag mehr als doppelt so hoch wie das Lehrergehalt meiner Schwester. Jeden Monat machen Schuldgeld sowie Aufschläge für Zusatz- und außerschulische Kurse fast die Hälfte ihres Einkommens aus. Das Bild des Mannes, der eine Schlange in der Hand hielt, als er in die Notaufnahme ging, berührte mich sehr. Die Schlange biss in seine Oberschenkel, wo die Arterie das Gift sehr schnell zum Herzen führen konnte, aber er ließ sie nicht los. Als er aufwachte, nachdem er von Ärzten gerettet worden war, war seine erste Frage: "Wo ist die Schlange?". Nach Angaben von Familienmitgliedern riskierte der Mann, diese Schlange zu fangen, um Geld für die Schulgebühren für seine Kinder zu bekommen.

Es gibt keine vollständigen Statistiken über die Gesamtausgaben in der Gesellschaft für Bildung, aber nach den Beobachtungen aus meiner Familie und in der Gesellschaft denke ich, dass das Schulgeld einen großen Teil der Gesamtausgaben bei der Mehrheit der Haushalte ausmacht. Für arme Familien sind die Ausgaben für Bildung immer noch eine Belastung, so dass viele Eltern schwerem Herzens ihre Kinder nicht mehr zur Schule schicken.

Minister Phung Xuan Nha sagte auf dem Weltbildungsforum in London im Jahr 2019, dass der jährliche Staatshaushalt für Bildung in Vietnam 5,8% des BIP ausmacht, mit einbezogen dem zusätzlichen Beitrag der Familien sogar  8% des BIP. Nach Angaben des Allgemeinen Statistikamts erreichte das Bruttoinlandsprodukt - BIP - im Jahr 2019 261,6 Mrd. USD; das heißt, die Bildungsausgaben beliefen sich auf mehr als 15,17 Mrd. USD.

Die Bildungsausgaben Vietnams sind im Laufe der Jahre im Vergleich zu den nationalen allgemeinen Ausgaben stetig gestiegen und sogar viel höher als der Durchschnitt der Welt oder der Länder mit entwickelter Bildung. Laut Statistiken der Weltbank gab Vietnam im Jahr 2008 rund 4,9% des BIP für Bildung aus, verglichen mit dem weltweiten Durchschnitt von 4,34% des BIP. Im Jahr 2016 stieg dieser Anteil auf 5,65% gegenüber dem Weltdurchschnitt von 4,49%.

Nach dem Abschluss des Staatshaushalts 2017 entsprachen die Gesamtausgaben Vietnams für allgemeine und berufliche Bildung 24% der wiederkehrenden Ausgaben des Staatshaushalts, 2,5-mal höher als die Ausgaben für Gesundheit, Bevölkerung und Familienplanung, 19-mal höher als Investitionen in Wissenschaft und Technologie. Dieser Anteil ist auch viel höher als die US-Bildungsausgaben von 15% (2018) und Singapur von 16% (2018).

Die internationalen Studien zeigen, dass die Bildungsausgaben in den Entwicklungsländern positiv mit der Qualität und der Geschwindigkeit des Wirtschaftswachstums des Landes korrelieren. Für die asiatischen Drachen (die "reichen" Länder in Asien) sind Investitionen in Bildung der Schlüssel zum "Abheben", mit der Folge, dass gute Investitionen in Bildung Investitionen in eine erfolgreiche Zukunft bedeuten.

Diese Schlussfolgerung scheint jedoch für Vietnam nicht zuzutreffen, da die Ergebnisse der vietnamesischen Bildung immer noch bescheiden sind. Laut der Rangliste der US-Nachrichtenberichte (www.usnews.com) mit 80 Ländern im Jahr 2019 lag Vietnam auf Platz 65. Der Bericht "Bereitschaft für die Zukunft der Produktion" des Weltwirtschaftsforums aus dem Jahr 2018 (http://www3.weforum.org/docs/FOP_Readiness_Report_2018.pdf) bewertete Vietnam mit 68/100 in Bezug auf die Qualität des Unterrichts in Mathematik und Naturwissenschaften, mit 63/100 in Bezug auf kritisches Denken im Unterricht und rangierte mit 75/100 in der Qualität der Hochschulbildung. Die Zahlen sind unterdurchschnittlich. In der Region lag die Qualität unserer Ausbildung hinter Malaysia, Thailand, den Philippinen und Singapur, obwohl wir mehr ausgeben als sie.

An Schulen auf allen Ebenen, sowohl an öffentlichen als auch an privaten Schulen im ganzen Land, werden immer noch unangemessene oder nicht überzeugende Einnahmen erzielt. Bildung ist schließlich ein wesentliches und beliebtes Gut, das jede Familie zu Ausgaben zwingt. Der Staat hat auch viel aus seinem Haushalt investiert, um die Qualität der Bildung zu verbessern. Die Provinzen und die Städte haben auch Vorschriften über Schuleinnahmen, aber seit vielen Jahren schwankt der "Preis" dieses "Artikels". Es geht uns darum, die Preise für wichtige Güter wie Benzin, Öl, Strom und Wasser genau zu kontrollieren, aber diese Kontrolle scheint bei dem Beitrag für die Schule schief zu laufen.

Wir Eltern wollen, dass unsere Kinder "gebildet" sind, und wir lieben die "LehrerInnen". Wir sind sehr bereit, Schwierigkeiten zu teilen und Beiträge zu leisten, wenn wir dies für angemessen halten. Eltern werden sehr schnell 100.000 VND für Textnachrichten für ihre Kinder vergessen, ihre Sorge und Zweifel an das Lehr- und Lernsystem bleiben jedoch.